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Was genau ist eigentlich ein Wirtschaftsflüchtling (SEPT 15)

im Aug. 2015

Liebe Freunde des politischen Kabaretts, 

was genau ist eigentlich ein Wirtschaftsflüchtling?

Wenn die Europäische Union in ihren Außenhandelsbeziehungen den afrikanischen Staaten Zollbedingungen abverlangt, um europäische Waren auf den afrikanischen Märkten günstiger anbieten zu können, als die einheimischen Produkte, ist es doch kein Wunder, wenn diese Afrikaner lieber in Europa leben wollen. Solche Menschen dann Wirtschaftsflüchtlinge zu nennen, verdrängt die Frage, wer es eigentlich gewesen ist, der sie überhaupt erst in die Flucht getrieben hat.

Und Verdrängung ist ja der Politikstil unserer Kanzlerin. Wenn sie z B sagt: „Es gibt keine Toleranz für fremdenfeindliches Gedankengut“, dann muss ich mich schon sehr verwundern, denn ich hätte es doch nie für möglich gehalten, dass sie sich mal so klar von der CSU distanziert.

Andererseits muss man froh sein, dass sie überhaupt mal was gesagt hat. Denn wochenlang hat sie das Flüchtlingsthema angehen wollen, wie den NSA-Abhörskandal oder die Euro-Krise in Griechenland, nämlich durch Abwarten. Wäre unsere Kanzlerin Kapitän auf einem großen Dampfer, und der Ruf „Eisberg voraus!“ ertönt, dann würde sie antworten: „Mal gucken, wie lange wir den vor uns herschieben können.“

Das ist die selbe Kanzlerin, die einem von der Abschiebung bedrohten weinenden Flüchtlingskind den Kopf tätschelt, und sagt: „Du brauchst doch nicht zu weinen.“ Spätestens da konnten wir sehen, dass es tatsächlich möglich ist, dass zwei Körper sich im selben Raum befinden, aber die Gehirne gleichzeitig in Paralleluniversen rumtreiben können. Das Problem: Eines dieser Gehirne bestimmt die Richtlinien unserer Politik.

Und nicht vergessen: Unsere Regierung ist vernetzt und verdrahtet mit allen Regionen auf der ganzen Welt. Wenn sich da irgendwo eine Menschenmenge auf den Weg macht, dann bekommt das Bundeskanzleramt das mit. Man kann also ein Land, seine Bevölkerung und Behörden auch auf Flüchtlinge vorbereiten. Vielleicht sollte Frau Merkel mal damit anfangen, ab und zu einen Bismarckhering zu essen, damit wenigstens ihr Magen etwas von einem Kanzler hat.

Denn wenn man einen Til Schweiger plötzlich gut finden muss, weil er der einzige ist, der Klartext redet  – auch wenn man sich das gar nicht vorstellen kann, dass Til Schweiger wirklich mal Klartext redet - dann läuft grade was gewaltig schief in unserem Land.

Dabei wäre es für Frau Merkel doch so einfach, auch mal Klartext zu reden. Sie müsste sich einfach nur hinstellen und sagen:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

haben wir wirklich geglaubt, wir könnten den Wohlstand in unserem Land durch Ausbeutung in Billiglohnländern gestalten, und die Ausgebeuteten würden in diesen Ländern bleiben?

Haben wir wirklich geglaubt. die Hungernden auf der Welt gucken sich weiterhin tatenlos an, wie wir uns die Bäuche vollschlagen?

Haben wir wirklich geglaubt, wir könnten der drittgrößte Waffenexporteur der Welt sein, der 100.000 Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie bietet, haben wir wirklich geglaubt, dass 100.000 Menschen in diesem Land ihren Lebensunterhalt damit verdienen, Mordgeräte zu verkaufen, ohne dass das Konsequenzen haben wird?

Haben wir wirklich geglaubt, wir könnten uns jahrelang das Elend der Welt im Fernsehen angucken, und zwar auf Fernsehgeräten, die nicht zuletzt durch das Elend der Welt hergestellt und finanziert werden, haben wir wirklich geglaubt, dass wir uns das weiterhin abgestumpft angucken können, ohne dass uns das irgendwann berühren muss?

Haben wir das alles wirklich geglaubt?
Also, um ehrlich zu sein, ich schon!

Aber wenn das Elend jetzt an unsere Haustüre klopft, macht es keinen Sinn, es sich zurück in den Fernseher zu wünschen. Umgekehrt geht’s ja auch nicht. Also, dass Miss Germany aus dem Fernseher plötzlich vor der Tür steht.

Die Leute, die z. Zt. aus allen Himmelsrichtungen zu uns kommen, machen folgendes: Sie präsentieren uns die Rechnung! Sie präsentieren uns die Rechnung für unseren Lebensstil.

Und wer sich weigert, die Rechnung zu bezahlen, ist nichts geringeres als ein Zechpreller. Er entzieht sich den Gesetzen der Ökonomie. Oder mit anderen Worten: Der ist ein Wirtschaftsflüchtling.

lUTZ

Mein lieber Butzko, treffender kann man die Situation nicht schildern. Stimmt 100% mit meiner Einschätzung überein. Ich hoffe, Du kommst mal wieder nach Göttingen.
Lutz

Manfred H.

Viele haben geglaubt, das ist Comedy und lustig. Und jetzt stellen sie den Unterschied zum politischen Kabarett fest, das finde ich wiederum lustig. Dass Kabarettisten kritisch die Politik-er-innen auf's Korn nehmen kann auch mal richtig weh tun. Das kann auch mal dem feisten Publikum richtig weh tun. Weltverbesserer haben nunmal den Anspruch die Welt zu verbessern, zumindest für Diejenigen denen es schlecht geht. Um die anderen braucht man sich nicht zu kümmern, die haben ja ihre Seilschaften. Lieber H.G. Butzko machen Sie weiter, genau so dass es weh tut.