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Der Irre in Teheran (MÄRZ 11)

im März 2011

Liebe Freunde und Förderer des weltverbessernden Kabaretts,
Ist das nicht irre, was in letzter Zeit bei uns so los war?
Was haben z. B. Thomas Gottschalk und Karl Theodor von Guttenberg gemeinsam?
Beide beherrschten in den letzten Wochen die Schlagzeilen, obwohl sie den größten Skandal des vergangenen Monats gar nicht zu verantworten haben.
Und damit mein ich nicht den Facebook-Auftritt von Feilx Magath. Im Gegenteil, auch er diente, wie noch ein paar andere, freiwillig, unfreiwillig, 
oder einfach nur unwillig als nützliche Idioten, weil sonst einigen der größten Schweinepriester im Land der Arsch mehr aufs Grundeis gegangen wär, 
als es die Titanic jemals geschafft hätte. Begonnen hatte dieses Schaulaufen der deutschen Mumien und Untoten übrigens mit Monica Lierhaus, die bei der „Goldenen-Kamera-Verleihung einen bewegenden Auftritt hin gelegt hatte.
Und am meisten bewegt waren in der ersten Reihe die Hände von BILD-Chefin  Friede Springer und ihrem Chiwawa Springer-Chef Mathias Döpfner. Man weiß allerdings bis heute nicht, ob diese Hände geklatscht, oder sich gerieben haben. Jedenfalls BILDete dies den Startschuß für ein Ablenkungsmanöver, unter dem Motto: Wieviele Nebelkerzen sind nötig, um sich den unverschämtesten Machtmißbrauch seit Helmut Kohls Parteispenden leisten zu können? Worum gehts?

Man stelle sich einfach mal vor, in unserem Land gibt es Pressegesetze. 
Unglaublich, aber so ist es.
Und dann stelle man sich vor, dass eine Boulevard-Zeitung aus dem Iran zwei Journalisten in unser Land geschickt hätte, mit dem Vorhaben, gegen unsere Gesetze zu verstoßen. Eine Sauerei, oder? Aber was soll man von dem „Irren aus Teheran“ auch anderes erwarten?  Als nächstes stelle man sich vor, dass deutsche Behörden diese beiden Männer beim Gesetzesbruch erwischen und ins Gefängnis werfen. Recht so, oder?
Wo kämen wir denn sonst hin? Und dann stelle man sich noch vor, dass die gesamte iranische Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Showgeschäft sich vor den Karren dieser Boulevard-Zeitung spannen ließe, und flammende Appelle an unsere Behörden richten würde, diese beiden Gesetzesbrecher frei zu lassen. 
Diese Irren, oder? Und jetzt stellen wir uns vor, dass genau dies anders rum exakt so passiert ist. Also mit deutschen Boulevard-Journalisten im Iran. Wie nennen wir sowas? 
Irre! Genau! Es geht an dieser Stelle nicht darum, ob es sich um die Gesetze eines Rechts- oder eines Gottesstaates handelt. Was übrigens die Feststellung aufwirft, dass es wohl einen Unterschied zwischen Recht und Gott geben muss.
(Genaueres kann dazu der Vatikan erläutern.)
Es geht darum, dass diese Gesetze vorher bekannt waren, und bewusst gebrochen wurden, und zwar vom Springerkonzern. Irre! Irre! Irre!  So weit, so belanglos. Und jetzt stellen wir uns aber vor, dass einer dieser beiden Journalisten zufällig der Fotograf ist, der bisweilen die Privatfeierlichkeiten eines gewissen Herrn Westerwelle ablichtet und in der BILD-Ztg veröffentlicht. Und dann stellen wir uns außerdem noch vor, dass dieser Herr Westerwelle von Beruf Außenminister ist, und als solcher bei der Bevölkerung auf der Unten-Durch-Liste ganz oben steht, und es nur noch eines Tropfen auf dem heißen Pulverfass bräuchte, um den Stein zum Überlaufen zu bringen.  Und dann stellen wir uns vor, dass genau dieser Außenminister jetzt persönlich in Teheran angetanzt ist, um seinen Haus-und-Hof-Berichterstatter aus dem Gefängnis raus zu kaufen. Mit anderen Worten: Der Irre war in Teheran. Und abschließend stellen wir uns jetzt nur noch eines vor, nämlich dass ansonsten rein gar nichts los gewesen wäre, und alle mediale Aufmerksamkeit auf diese Aktion gerichtet gewesen wäre.
Wie gut, dass es Thomas Gottschalk und Karl Theodor von Guttenberg gab. Und Monica Lierhaus. Und Felix Magath.  Über Herrn Westerwelle wird erst später wieder groß berichtet, zu einem anderen Zeitpunkt. Wenn es auf Wahlen zugeht. 
Irre!

Thomas Fatho

Es ist schon echt interessant, wie selektiv die Medien über aktuelle Geschehnisse berichten. Oder gibt es einen Interessen gesteuerten Zensus?

Kurt Motschenbacher

Ihren Artikel finde ich sehr gut. Vielleicht sollten Sie auch über das unangemessene Gehalt von Monika Lierhaus berichten!