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Terror-Error (JAN 17)

im Jan. 2017

Liebe Freunde der politischen Satire, das Jahr ist grade mal drei Tage alt, und schon stellt sich die Frage: „Kann man denn in diesen Zeiten des Terrors überhaupt noch Kabarett machen?“ Und ich bin zu der Überzeugung gekommen: Man kann nicht. Man muss!  Denn natürlich ist ein Terroranschlag schlimm. Und natürlich fühle auch ich dann Schock, Trauer, Angst und Wut. Wobei ich manchmal nicht weiß, worüber ich eigentlich wütender bin: Über den Anschlag eines gehirngewaschenen fundamentalistischen Fanatikers, der an den Endsieg seines Glaubens glaubt, und auf den die Worte des großen Religionskritikers Karl Heinz Deschner zutreffen, der mal sagte: „Je größer der Dachschaden, umso schöner natürlich die Aussicht zum Himmel.“, oder macht mich nicht mindestens genauso wütend, was deutsche Rechtspopulisten nach einem Anschlag unter Anteilnahme verstehen? Mal ehrlich, verglichen damit haben doch Aasgeier Anstand. Eine Beschreibung, die natürlich auch auf deutsche Nachrichtenredaktionen zutrifft. Denn ich finde, dass es eigentlich doch schon schlimm genug ist, wenn ein Anschlag passiert, aber wenn man dann noch Journalisten mitkriegt, sensationsheischende, quotengeile, empathiebefreite Menschensimulanten, die Zeugen, Hinterbliebenen, Verwandten, Kollegen, Nachbarn, und den Katzen vom Nachbarn ein Mikrofon in die Nase bohren, um zu fragen: „Wie fühlen sie sich jetzt?“, dann hoffe ich immer, dass irgendwann mal einer antwortet: „Diese Frage kann doch jetzt nur jemand stellen, der selber nichts mehr fühlt, du ekeliger Emotionsvampir.“ Und wenns die Katze ist, die es sagt. Und dann kommen, auch, wenn der Rauch sich noch nicht verzogen hat, kommen dann auch noch die Experten. Es fehlt noch an sämtlichen präzisen Informationen, Untersuchungen werden noch Wochen dauern, aber schon 5 Minuten nach dem einzigen Knall, den sie jemals gehört haben, melden sich schon die Experten, und sagen: „Wir sollten jetzt nicht spekulieren.“ Um dann munter drauf los zu spekulieren. Und sollten sie falsch spekulieren, wird in eine andere Richtung spekuliert. Und sollten sich dann wieder verspekulieren, spekulieren sie sogar darüber, warum Experten sich so oft verspekulieren, bis dann der Moderator sagt: „Jedenfalls können wir jetzt noch nichts genaues sagen.“
Und das ist genau der Moment, wo man doch am liebsten ausrufen möchte: „Ja, dann haltet doch einfach mal alle eure Fressen, ihr Frettchen.“

Es ist inzwischen erwiesen, dass erst die Berichterstattung einen Anschlag so richtig zum Terror macht. Denn Terroristen geht es darum, Angst und Schrecken zu verbreiten. Also nicht nur möglichst viele Tote, sondern vor allem möglichst viele traumatisierte Überlebende zu erzeugen.

Und erst die Berichterstattung erweitert die Anzahl der traumatisierten Überlebenden von denen am Anschlagsort auf Millionen in allen Fernsehsesseln. Und auf diese Weise werden wir erst von den Medien richtig terrorisiert. Gut, das machen die Medien 365 Tage im Jahr.

Aber bei einem Anschlag kalkulieren die Attentäter nicht nur mit der Panikmache, sie können sich sogar darauf verlassen. Und deswegen warte ich eigentlich schon lange drauf, wann mal ein Staatsanwalt eine deutsche Nachrichtenredaktion anzeigt, wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung.

Machen wir uns nichts vor: Es wird weiterhin Terror geben. Man kann 7 Milliarden Menschen auf der Welt nicht unter Kontrolle halten. Niemals. Was man aber machen kann, ist, seinen Humanismus bewahren, seine Herzenswärme und seine Überzeugung, in diesen Zeiten, Kabarett machen zu müssen. Gegen den Terror. Den der religiösen, und den der völkischen Extremisten.

In diesem Sinne, wir sehn uns.

     

Christoph

Schön, dass es mir nicht nur so geht. Es gibt noch Verfechter der demokratischen Idee. Unser Wahlkreuz ist keine Entmündigung. Es ist eine Beauftragung unsere gesellschaftspolitischen Interessen wahrzunehmen. Zurücklehnen und am Stammtisch meckern? NEIN, wir haben die Pflicht zur Kontrolle und zum Widerspruch. Politische Debatten mit Fachachleuten statt unverhohlene Polit-Heuchelei. Demokratie muss leben um sich humanistisch zu entwickeln. Wer schweigt, stimmt zu!

Klaus Peter Lohest

Vergessen wir nicht die Politiker*innen, die auch bereits nach fünf Minuten irgendeinen Schwachsinn twittern bis hin zur bayrischen Staatsregierung, die verlogen die Opfer von Berlin betrauert, um anschließend den rechten Mob anzufeuern - Obergrenze, mehr Sicherheit etc. Auch da wünsche ich mir: Einfach mal die Fresse halten

Bärbel Süßner

Ich finde es schlimm genug, dass man Ihren Worten voll zustimmen muss. Ja, als Gegenpol des durch die Medien los getretenen Terrors brauchen wir Sie und Kabarettisten Ihres Schlages, um das alles ertragen zu können. Danke dafür.

Werner Rödiger

Lieber H.G.Butzko,
sie sprechen mir aus der Seele. Es ist gut, dass es Leute wie sie gibt, die einem helfen, die eigenen Gedanken zu sortieren. Machen Sie weiter so - Sie haben den Durchblick und die richtige Einstellung. Verlieren Sie Ihren Humor nicht. Ich seh' Sie.

Walter Schäfer

Super ! Den Nagel auf den Kopf getroffen !
Hoffentlich sehen wir uns im Öx bei
Hängnichrum wieder mal!

Günter

Ein gutes KabaretistenJahr 2017. Du sprichts mir aus der Seele. Es ist schlicht weg z.K. Aber ich habe eine Erklärung: Es gibt ja die sogenannten Schläfer. Solche Schläfer, auch Experten" genannt sind Mitarbeiter der öffentlcihen Rechtlichen und so weiter..... Diese haben, wie die Pfarrer Predigen, vorbereitete Manuskripte für alle möglichen Attentate, Amok-Läufe und andere Katastrophen. Mit Copy and Paste werden dann die entsprechenden Namen in das Script kopiert. Dann stellt an sich vor die vorgefertigte Fototapete und redet dann auf Komando der Regie minuten- ja stundenlang ein Scheiß, dass der geneigte Zuschauer in den Fernseher treten könnte. Gott sei Dank kann man abschalten.
Es ist furchtbar

Viele Grüße und ein friedliches 2017

Günter

Christine Noisser

In Ihrem Sinne: Ein gutes Neues Jahr! Ich lese Ihre TExte mit großem Ernst und Vergnügen und kann ihren Zorn gut nachempfinden. Ich (68) bin ein großer Fan von Ihnen und habe Sie schon bei uns im HINTERHALT live sehen können.Herzlichen Gruß, C. Noisser