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Mir san Irr (NOV 18)

im Okt. 2018

Liebe Freundinnen und Freunde des politischen Kabaretts,

dass die Uhren in Bayern anders gehen, ist seit Jahren eine ebenso bekannte Selbstdefinition der bajuwarischen Lebensweise, wie auch ihr Motto: „Mir san Mir“.
Was übrigens nichts mit dem russischen Wort für „Frieden“ zu tun hat, sondern eher im Gegenteil immer eine vor Selbstherrlichkeit und Arroganz nur so strotzende Kampfansage an den Rest des Landes bedeutete.

Zuletzt allerdings kamen aus der Voralpenrepublik Signale, die eindeutig zeigten, dass die Uhren dort bei den Entscheidern anscheinend stehen geblieben sind, weshalb das neue Motto ab sofort: „Mir san Irr!“ lauten muss.

Wenn man sich allein den Hick-Hack-Zick-Zack-Kurs von Horst Seehofer und Markus Söder der letzten Monate betrachtet, und dann einen Blick auf das Wahlergebnis wirft, weiss man endlich, was die Buchstaben C.S.U. die ganze Zeit bedeutet haben: „Chaoten sinken unter 38%“

Das muss man sich aber auch mal vorstellen, wie eine Regionalpartei permanent ein ganzes Land in Atem halten und vor sich hertreiben kann. In Spanien nennt man das Katalonien. Nur mit dem Unterschied: Wenn der katalanische Provinzfürst rumzickt, schickt die Zentralregierung Polizeieinheiten dahin, um eine Abspaltung zu verhindern. Wenn der Seehofer so weiter macht, schickt die Merkel Polizisten nach Bayern, um eine Abspaltung voranzutreiben. Unter dem Motto: „Die Mauer muss wieder her – nur diesmal quer!“

Und warum hat der Seehofer diesen endlosen Zirkus mit dem Flüchtlingsabkommen und Grenzsicherungsthema abgezogen? Wegen drei Asylbewerbern, die in den letzten Wochen anderenfalls unberechtigten Zutritt nach Deutschland bekommen hätten. Oder noch mal für die ganz Langsamen: Wegen drei – in Worten: DREI!  - in Zahlen auch: 3! Wegen 3 Leuten, die laut Seehofer „die Mutter aller Probleme“ sind. Man fragt sich, was eigentlich die Mutter vom Seehofer dazu sagen würde?

Wahrscheinlich dasselbe wie die Mutter von Karl-Heinz Rummenigge oder Uli Hoeness oder Brazzo Salihamicic, die Münchener Antwort auf Waldorf und Statler und Mimimimi Beaker.

Wollten die Drei doch auf einer Pressekonferenz in einträchtiger Einfalt eine Einheit bilden und haben am Ende doch nur Eingebildetheit verbreitet. 

Also, falls es jemand noch nicht mitbekommen hat: „Artikel 1 des Grundgesetzes lautet: Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Hammer, oder? Gilt natürlich aber nicht für die Menschen in Katar, wo die Bayern regelmäßig ihre Trainingslager abhalten. Nein, das gilt für die Spieler des FC Bayern, die sich unverschämter und respektloser Kritik ausgesetzt sahen. Und diese Kritiker können noch froh sein, dass sie keine Hochzeitspapiere aus der saudischen Botschaft abholen müssen.

Wie schnell passiert da mal ein unabsichtliches Handgemenge mit einem zufällig anwesenden Killerkommando, das zufällig noch Sägen und Äxte dabei hat. Oder wie schnell kommt man als Kritiker zufällig mit russischem Gift in Kontakt. Oder mit türkischen Justizbehörden. Oder einem vietnamesischen Catch-and-Shuttle-Service in Berlin. Wie gut, dass wir ein Grundgesetz haben.

Und was aber genau war unterm Strich eigentlich der Stein des Anstoßes für die Pressekonferenz der Bayern-Muppets? Jemand hatte ein paar Spieler als „alte Herren“ bezeichnet. Und das kann man natürlich nicht so stehen lassen. Denn wenn Manuel Neuer, Mats Hummels und Jerome Boateng alt sind, und deren Zeit abgelaufen ist, was würde das dann für Horst Seehofer bedeuten? Und zur Beantwortung dieser Frage: Einfach mal auf die Uhr schauen.

Rudolf Schonhoff

Artikel 1 des Grundgesetzes "Die Würde des Menschen ist unantastbar" hat m.E. schon seit langem seine Absicht verfehlt! Und da stehen die Staatsbediensteten an vorderster Front. Wir müssen gar nicht so mitleidig in die Türkei schauen, wenn man zur Kenntnis nimmt, was das deutsche Richterwesen so täglich urteilt! Und zur Pressekonferenz des FC Bayern München stelle ich nur fest, dass die Medien sich aufgrund fehlender Sach- und Fachkompetenz ins Abseits begeben.

Wolfgang Bartsch

Ich hatte einen Traum.Seehofer war zurückgetreten, und Merkel nicht mehr da.Doch dann wurde ich wach,und dachte manchmal hat man doch schöne Träume.

Christoph Hennig

Bin auch kein Söder oder Seehoferfan, aber was in anderen Bundesländern so daneben geht dank Multikulti, da ist mir eine starke CSU doch lieber.
Chaos und Rechtsbruch brauchen wir nur wenn das auch für alle Deutschen gilt.
Als erstes zahl ich dann keine Steuern mehr. Da ist dann ganz schnell Schluss mit Lustig.

Hartwig Storch

Ist jetzt die Mutti schuld, dass sie sich das gefallen lässt und mit einem Fingerschnipp Seehofer hätte entfernen können, oder die Presse, die sich auch am Nasenring durch die (Politik-)Arena führen lässt.
Übrigens, das russische Wort für Frieden spricht sich aber wie "miep" aus, was dem Bayrischen schon wieder uncharakteristisch ist.
Gruß

Anneliese Bradel

Als waschechte Münchnerin hab ich mich zuerst über die unterirdischen Wahlergebnisse der CSU gefreut. Mit dem CSU-Ableger FW haben wir wieder den "gleichen Dreck im Schachterl" wie gehabt, eine absolute Mehrheit für die CSU. Der große Wahlverlierer Söder, statt zurückzutreten angesichts auch von ihm zu verantworteten miserablen Werte, kann er wieder "durchregieren". Übel.
Aber trotzdem gilt bei uns: mia san mia,
ned mir san mir, nix für unguad.