Unterstütze meine Arbeit auf Steady bei

100 Tage Müntefering (WDR2)

im Juli 2004


100 Tage Müntefering.
Zeit für eine erste Bilanz:

Das ganze fing ja an mit der Neujahrsansprache von Gerhard Schröder.
Da hat der diesen geradezu visionären Satz gesagt, und zwar:
"Ihr Vertrauen in die Zukunft entscheidet mit über den Arbeitsplatz Ihres Nachbarn"
Und vier Wochen später sprach darauf der Müntefering zum Schröder:
Gerhard, unter Nachbarn, ....
wenn ich mir deinen SPD-Vorsitz so ankucke,
da hab ich weder Vertrauen in meine Zukunft, noch in deinen Arbeitsplatz.
Und schwupps wurde er zum Vorsitzenden der SPD.
Der Müntefering.
Das ist übrigens der einzige Mann auf der ganzen Welt, der sich zu Karneval seine eigene Gummimaske aufsetzen kann, und keinem fällt das auf.

Und der sollte jetzt die Hoffnung der SPD sein.
Sagt mal Ihr Sozen, habt Ihr se noch alle?
Wißt Ihr, wie der drauf is?
Der Müntefering, der hat in seinem Büro ein Schal von Schalke 04 hängen
UND einen von Borussia Dortmund.
Das is so, als würde jemand Mitglied in der CSU sein UND ein Kopftuch tragen.

Aber egal, als erstes hatte der Müntefering eine Pressekonferenz gegeben und gesagt:
"SPD-Vorsitzender is der schönste Job neben Papst."
Erst hab ich mich gefragt:
Wie kommt der dazu, die katholische Kirche mit der SPD zu vergleichen?
Aber dann fiel mir auf:
Wenn man sich die Anzahl der Mitgliederaustritte ankuckt...
da liegt die SPD schon vorne!
Aber Münte und der Papst?
Moment mal, der Vergleich ist doch nun wirklich nicht zutreffend.
Schließlich handelt es sich bei dem einen nur um einen Stellvertreter-Posten.

Aber das mit dem Müntefering war ein genialer Schachzug.
Der sollte jetzt die Basis besänftigen.
Und deswegen hat der Müntefering gesagt:
Liebe Genossinnen und Genossen,
wenn ihr das ganze Reform-Gequatsche vom Schröder nich mehr hören könnt,....
na, dann sag ich euchs eben.

Ja, denn eine andere Politik....
wurde jetzt nicht wirklich gemacht.
Is aber auch kein Wunder.
Denn, schon vergessen, liebe SPDler?
Wer hat denn die ganzen unpopulären Beschlüsse vom Schröder in der Bundestags-Fraktion durchgeboxt?
Wer hat denn den Begriff Abweichler erfunden?
Richtig. Das war der Müntefering.
Nach dem Motto: Wo gehobelt wird, da fallen Späne.
Und dann hat er sich noch gewundert, weil eine Splittergruppe sich abspalten wollte.
Und dann hat er gesagt:
Wer eine eigene Partei gründen will, muß aus der SPD austreten.
Und das war eine tolle Drohung. Ein Hammer!
Das war so, als würde ein Vater zu seiner 17-jährigen Tochter sagen:
Wenn du nich um 10 zuhause bis, musst du das ganze Wochenende draußen bleiben.

Und dann sahen die ersten SPD-Mitglieder: Mensch, der Müntefering,....
der is ein Apparatschik.
Der einfach nur das Pech hatte, dass die Russen nich bis zum Rhein marschiert sind.
Der is ein treuer Parteisoldat.
Wenn morgen die Zeugen Jehovas an die Macht kämen,
der Müntefering wäre der erste, der übermorgen mit dem Wachturm vor Ihrer Haustür stände.

Und jetzt mal ehrlich, wat nützt einem ein Vorsitzender, der die Partei einlullt,
wenn der Schröder nach wie vor am Steuer sitzt, und sich weiter verfährt:
Schröders einziger Hit war: Hol mir mal ne Flasche Bier.
Ich versteh ja, wenn man sich sone Politik schön saufen will.
Aber dann muss ich mich schon mal fragen:
Trinkt der, weil er sone Politik macht?
Oder macht der sone Politik, weil er trinkt?
Das würd doch manches erklären:
Der Wankelmut. Das Schwanken.
Mal links rum, mal rechts, dann Gas geben, Vollbremsung, Rückwärtsgang.
Und das immer wieder von vorn.
Was nützt einem eine Politik der ruhigen Hand,
wenn der Rest von dem Kerl ständig am torkeln ist?

Und dann kamen die Wahlen.
Europawahlen. Und Thüringen. Mit Kurs auf die 5 % -Hürde.
Also von oben.
Und dann hat sich der Müntefering gedacht.
Kuckt ich mir mal diese beiden Mädels von der PDS im Bundestag da an.
Wie se da so sitzen an ihren Katzentischen.
Wenn wir so weiter machen.....
Hey, dann haben die beiden bald n dritten Mann zum Skat.

Und jetzt singen der Müntefering und der Schröder gemeinsam die alte Hymne der SPD: Wenn wir schreiten Seit an Seit.
Und wenn man genau hinhört, dann merkt man
Bei Münte und Schrödi klingt das Wort schreiten so,
als wäre der Buchstabe R vier Stellen weiter hinten.