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Nachruf auf Dieter Hildebrandt (DEZ 13)

im Nov. 2013

So, Dieter, jetzt bist Du also von uns gegangen. Mit 86 Jahren. So alt muss man erst mal werden. Vor allem, wenn man bis zuletzt hellwach war, und blitzgescheit. Das Leben hat Dich beschenkt, und Du hast dieses Geschenk komplett an uns weiter verschenkt, bis zuletzt. Trotzdem war es mit 86 zu früh. Meinetwegen hättest Du 106 werden dürfen. 

Das erste mal, dass ich Dich gesehen habe, da war ich um die 18 Jahre alt und guckte den Scheibenwischer. Und auch wenn man sich in dem Alter für viele andere Dinge interessiert, für das, was Du uns erzählen wolltest, hattest Du meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Du bist mit Sicherheit nicht unschuldig daran, dass ich Kabarettist geworden bin, wie auch so viele meiner Kolleginnen und Kollegen.

Das erste mal, dass Du mich gesehen hast, da bist Du heimlich in mein Programm gekommen, ohne Anmeldung, ohne Vorbestellung. Listig. Lieb listig, so warst Du. Plötzlich standest Du nach der Vorstellung vor mir und ludst mich ein, mit Dir noch ein wenig zusammen zu sitzen. Mir ist das Herz in die Hose gerutscht. 

Und dann haben wir uns an einen Tisch gesetzt. und Du hast Dich wirklich mit dem auseinander gesetzt, was ich auf der Bühne gemacht habe. Keine Floskeln, keine Phrasen, sondern Inhalte, Themen, Details, nichts war Dir entgangen. Und die ganze Zeit hattest Du dieses Funkeln in den Augen, und dieses Vergnügen in der Stimme. Vor allem, als Du dann auch noch die Namen aller Schalker Spieler der Meistermannschaft von 1937 aufgesagt hattest, das war der Moment, wo ich fast rücklings vom Stuhl gekippt bin.

Und dann hast Du mich eingeladen, bei Deinem Internetfernsehen "Störsender" mit zu machen. Der älteste Kabarettist Deutschlands bediente sich des jüngsten Mediums. Auch das warst Du. Offen und neugierig. Bis zuletzt. Und natürlich habe ich sofort zugesagt. Du hättest mich auch bitten können, auf Papua Neuguinea Backsteine gegeneinander zu kloppen, ich hätte alles stehen und liegen gelassen, um dabei zu sein.

Und nach nicht mal einem Jahr lässt Du uns mit diesem Projekt alleine. So, als wolltest Du sagen: "Dann zeigt mal, dass Ihr es jetzt ohne mich drauf habt."

Wir werden unser bestes geben, darauf kannst Du Dich verlassen. Auch wenn es jetzt schwer wird, weil es natürlich nicht mehr das ist, was es mit Dir war.

Du bist jetzt da, wo der Neuss ist, der Beltz, der Hüsch, der Kittner,...... und der Franz Josef Strauß. Ich glaube, der hat sich die ganze Zeit vor Deinem Ableben gefürchtet. 25 Jahre hatte er im Jenseits seine Ruhe. Damit ist jetzt Schluss. Und das ist von allen tröstenden Gedanken der versöhnlichste. Mach ihm schön die Hölle heiß. 

Festil Tata

Lieber Herr Butzko, ihr Nachruf hat mir sehr gut gefallen, auch ich durfte in der Mitte der Achtzigern zwei Jahre lange beim gemeinsamen Theaterspielen in München (München leuchtet, Diri Dari), diesen ungewöhnlich scharfsinnig und geistreichen Mann mit dem großen Herzen kennenlernen. Ich bin mir sicher daß Dieter Hildebrandts Vermächtnis Ihnen sowie Ihren Berufskollegen, wie Schramm, Uthoff, Priol, Pispers, Schneyder und viele andere genug Inspiration hinterlassen hat, einen guten und couragierten Weg gegen die dreisten Mächtigen zu gehen die die Schwachen ausbeuten anstatt ihnen zu helfen, und anderen Mächtigen zu noch mehr Macht verhelfen anstatt sie zu beschneiden. Vor einem halben Jahr googelte ich ob schon jemand in Deutschland verhungerte, und tatsächlich fand ich mehrere Artikel darüber, zum Beispiel von einem jungen Mann, dem man die Sozialhilfe verweigerte und dadurch vor den entsetzten Augen seiner ebenfalls fast schon zu Tode verhungerten Mutter durch diesen grausamen und sehr schmerzvollen Tod verstarb. Die Mutter konnte noch rechtzeitig gerettet werden. Ich glaube daß selbst die sogenannt unabhängigen Medien im Fernsehen auf Druck von oben darüber nicht berichtet haben; damit das wahlstrategische Märchen "in Deutschland muß niemand verhungern!" weitergesponnen wird. Ihre aufklärenden, leicht verständlichen (ich vermute eine kleine Anlehnung an den Stil: Die Sendung mit der Maus) Beiträge im Störsender halte ich für sehr wichtig!

Arndt

...und soll ich dir was sagen?
letzten Sonntag gab's in HiDi's Wirkungsstätte Kabarett vom feinsten. Da muss sich der Altmeister auf seiner heißen Wolke keine Sogen machen.
...und nochmals vielen Dank für die CD.
Eh, Alta:Komm bald wieder nach Minga. :-)

Herr Flachmann

Du bist jetzt da, wo der Neuss ist, der Beltz, der Hüsch, der Kittner,...... und der Franz Josef Strauß.
UND DER VON MANGER!!!???

maly

lieber HG, ich danke aus vollem Herzen für den, den nun nicht mehr auf dieser Welt agierenden DH, so wunderbar würdigenden Nachruf! Am meisten tröstet die Vision FJS betreffend ... Besser hätte es niemand phantasieren und formulieren können. Fühle mich getröstet und mit Zuversicht gespeist.

Markus Schnappauf

Hallo HG Butzko!
Danke für den Nachruf auf Dieter Hildebrand. Wie soll man jemanden beschreiben der Politik nicht nur kommentiert hat sondern im Besten Sinne meinungs-bildend war? Schlagartig fallen einem die "Abschiedsrede Herbert Wehner" oder "Der Mond ist aufgegangen" in der "Interpretation" von Helmut Kohl ein. Ich denke, es ist in seinem Sinne, das es Dich und andere Kabarettisten gibt um sein "Werk" fortzuführen. Ich jedenfalls werde dann auch Deine Veranstaltungen und die Deiner Kollegen besuchen (parteibuch-gesteuerten ARD- oder ZDF-Intendanten zum Trotz!) Grüße, Markus

Mike Fürbaß

Lieber Butzko,

wir standen in Nienburg ja auch schon beim x-ten Weißbier an der Theke und haben Dich ins Hotel gebracht... Besser hättest Du es nicht sagen können, wir hatten den Dieter ein halbes Jahr vor Deinem nächsten Besuch bei uns eingeplant, dazu kommt es jetzt leider nicht mehr. Umso mehr freuen wir uns auf Dich und hoffen, Du hältst noch sehr lange sein Erbe hoch!

Michael

Lieber HG Butzko,

ich hasse eigentlich Kommentare über das Netz, weil da häufig so viel Blödes dringsteht.
Aber dieser Nachruf ist gut!
Viele Grüße und, bitte, Ärmel rauf und weitermachen.
Michael

Bärbel Süßner

Ein Nachruf, der der Größe des Dieter Hildebrand nicht besser gerecht werden könnte. Gut finde ich, dass es entsprechenden "Nachwuchs" gibt. HGB -ich sehe Sie zu gern!

Gerh. Schnell

Ein wunderbarer Nachruf für einen großartigen, nein den Besten Kabarettisten.
Dieter Hildebrandt wird auf der Bühne fehlen.

Manfred Müller

gut H.G. wie immer. Aber meinst Du, FJS sitzt im Himmel?? Eher in der Hölle, da trifft er den Dieter nicht.
Trotzdem, weiter so

Manfred

Rudolf Hoffstadt

Mir aus dem Herzen geschrieben und wetten das FJS jetzt die Hose voll hat....

Liebelt

Das ist ein wunderbarer und angemessener Nachruf! "Dieses Funkeln in den Augen, und dieses Vergnügen in der Stimme" habe ich bei Dieter Hildebrandt auch als Zuschauer immer wieder bewundert.

Mit freundlichen Grüßen

Ch. Liebelt

Ingeborg Becker

Lieber Herr Butzko!
Danke für diesen Newsletter mit Nachruf auf Dieter Hildebrandt!
Ich bin sehr gerührt und doch nicht wirklich überrascht, das Sie sich so dankbar an den Kollegen Hildebrandt erinnern. In der deutschen Kabarett- Scene wird ja nun wirklich Keiner vergessen. Alles rundum menschelt. Wenn auch diese Branche wahrscheinlich die am schlechtesten Honorierte ist, ist das Engagement stets umwerfend. Hier wird anerkannt, geschätzt, zugehört, fundiert kritisiert,Jeder als eine eigenständige Person empfunden, die so unvorstellbares zumindest verbal bewegt oder angestößt. Leider, da unser allgemeiner Bildungstand an einem viel zu niedrigen Level sich bewegt, erreichen die Aussagen des Kabaretts viel zu wenig Menschen.
Nun mal nicht bescheiden sein.
Sie sind doch ein ganz Großer, der uns noch lange Freude machen wird. Also nicht bescheiden in Punkte eigener Person.
Ingeborg Becker

Kathrin Schwedler

Das ist vor allem jetzt das Wichtigeste für uns zurück Gebliebene: Es muss weiter "gestört" werden! Das ist auch nötig in Zeiten, wo unsere Politiker offenbar nicht mehr wissen wie man eine Regierung bildet. Butzko, kannste denen das mal erklären? Lektüre dazu: Von Max Weber "Politik als Beruf (Reclam).